2. Lerninhalte: Für alle gleich vs. personalisiert
Lerninhalte bilden den Kern jeder Lernplattform, jedes LMS und jeder LXP.
Worauf man bei Lerninhalten achten soll, haben wir ausführlich im Blog-Artikel «Lerninhalte für Ihr LMS optimal erstellen [Checklist 2023]» erläutert.
Es lohnt sich, bezüglich Unterscheidung LMS vs. LXP an folgende Graphik zu erinnern:
Diese Grafik verdeutlicht, was überhaupt relevante Lerninhalte sind.
Die «ideale Learning Experience Platform» bietet Lernenden genau die Lerninhalte an, die für sie in dem Moment relevant sind.
Relevante Inhalte richten sich jeweils nach dem Wissensstand eines oder einer Lernenden.
Sind die Lerninhalte bereits bekannt, zu einfach oder sogar banal, ist auch die Lernerfahrung sofort negativ oder zumindest nicht ideal.
Werden Lernende mit zu anspruchsvollen Lerninhalten überfordert, kann die Lernerfahrung nicht ideal sein.
Die besondere Herausforderung für ein LMS, das sich als LXP auszeichnen möchte:
Lernende haben oft einen ganz unterschiedlichen Wissensstand und Interessen. Daher kann die Relevanz von Lerninhalten letztlich nur individuell und persönlich – von Person zu Person – beurteilen werden.
Die Denkweise «herkömmlicher LMS» ist nicht primär auf die Relevanz von Lerninhalten fokussiert:
Es geht beim «Learning Management System» primär um eine möglichst effiziente, zentrale Verwaltung von Lerninhalten, Quizzes, Lernkontrollen, Kursdaten etc.
Organisatorische Fragen wie: Wo sind welche Lerninhalte zu finden? Wie baue ich meine Kurse auf? Wie kommuniziere ich mit den Lernenden? gehören eher zu den unmittelbar anstehenden Aufgaben von Administratoren oder Lehrpersonen.
Und:
Die Bereitstellung von personalisierten Lerninhalten oder Lerninhaltstypen, die das Lernen schneller und einfacher machen, erfordert unter Umständen mehr Arbeit als einen 0815-Kurs zusammenzustellen, den man jahrelang immer gleich den Lernenden unterjubeln kann.
Tatsache ist:
Die primären Interessen von Administratoren und Lehrpersonen sind nicht die gleichen wie diejenigen von Lernenden.
Dieses Problem betrifft nicht nur die Aus- und Weiterbildungsbranche, oder die EdTech Industrie, sondern bereits die Grundschulbildung. Das ganze Bildungssystem berücksichtigt bis heute nur ungenügend die Individualität der Lernenden.
Vor einigen Jahren hat der inzwischen verstorbene Sir Ken Robinson in seinem vielbeachteten TED-Talk Do schools kill creativity? dieses Problem deutlich erkannt:
Grund-, Aus- und Weiterbildung leiden, seit es Schulen gibt, am Konflikt zwischen gleichförmigen, immer gleichen Lerninhalten im Kontrast zur Individualität und Kreativität von Lernenden.
Wie löst man dieses schwierige Problem?
Die Antwort lautet:
Indem die Bildungspolitik, die Lehrpläne und die Lehrpersonen sich mehr auf die Bedürfnisse, Ziele und das Potential von Lernenden fokussieren. Den LMS-Anbietern fällt hier die Aufgabe zu, das Bildungswesen technisch so zu unterstützen, dass eine ideale Learning Experience möglichst zeitsparend und einfach bereitgestellt werden kann.
Gerade die neuesten Entwicklungen rund um künstliche Intelligenz und Large Language Models wie ChatGPT, Bilderstellungsprogramme wie Midjourney oder Video-Generatoren wie Pictory werden im Kontext einer LXP zu einer ungeheuren Beschleunigung in der Bereitstellung von Lerninhalten führen.
Die Auseinandersetzung mit künstlicher Intelligenz würde freilich den Rahmen eines solchen Blog-Artikels sprengen und soll an anderer Stelle behandelt werden.
Allgemein kann man festhalten, dass die Lerninhalte eines auf die ideale Learning Experience ausgerichteten Learning Management Systems folgende Eigenschaften aufweisen sollten:
- Datengestützte, personalisierte Empfehlungen von Lerninhalten
- Features und Funktionen, um einfacheres und schnelleres Lernen zu ermöglichen
- Unterstützung von Lehrpersonen bei der Bereitstellung vielseitiger Lerninhalte, durch Integration von künstlicher Intelligenz oder Dienstleistungen rund um Lerninhalte.
- Features und Funktionen, um die Kommunikation zwischen Lehrpersonen und Lernenden zu fördern.
- Adaptive Learning: Möglichkeit Lernpfade zu personalisieren
Auf eine Auswahl dieser Punkte möchten wir hier kurz eingehen.
5. Social Learning: Ideale Learning Experience in der Gemeinschaft
In einem seiner brillanten Vorträge dieses Jahr, im April 2023, hat Dr. Prof. Pierre Dillenbourg von der EPFL in Lausanne dem Publikum folgendes Foto gezeigt und gefragt, welche dieser Kinder erfolgreicher lernen:
Wenig überraschend sind gemäss den Studien der EPFL Kinder, die zusammen lernen, einiges erfolgreicher, was die Lernresultate betrifft; zumindest im Alter vor der Pubertät.
Und alles spricht dafür, dass die Erwachsenen – etwas höher gewachsene, oft weniger kreative Kinder – ebenfalls von Social Learning profitieren.
Social Learning hat verschiedene Vorteile und Ausprägungen:
Ein LMS, das auf eine ideale Learning Experience ausgerichtet ist, berücksichtigt das Potential dieser Lernformate und bietet Funktionen an, um diese optimal zu organisieren.